Rezension zu: Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten

Diese Enzyklopädie behandelt auf sehr erschöpfende (im positiven Sinne) Art und Weise die Wildobstarten und seltenem Obstarten, die in Mitteleuropa eine Rolle spielen.

Wie genau die Auswahl zustande gekommen ist, lässt sich aus dem Buch nicht ablesen. Auch wenn sehr viele (mit zum Teil mir unbekannten) Arten vorgestellt werden – ich bin mir sicher, dass es noch mehr gibt. Doch selbst mit dem neu erworbenen Wissen über die Indianerbanane, Gojibeere, Apfelbeere (Aronia), Kranichbeere (Cranberry), Mispel oder Maulbeere können sie schon auftrumpfen. Ich habe beispielsweise durch das Buch erfahren, dass es Vereine der Esskastanie (Maroni oder Keschte) gibt, die Kongresse abhalten. Irre, oder? Das Buch ist aber ohnehin eine wahre Fundgrube und ich habe nach dem Lesen beschlossen, dass ich eine Felsenbirne im Garten haben will.

Buchdetails

  • Titel: Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten
  • Autor: Dr. Helmut Pirc
  • Jahr: 2015
  • Verlag: Leopold Stocker Verlag
  • Seiten: 416
  • Preis: 39,90 €
  • ISBN: 978-3702015152

Inhalt

Die Pflanzen werden ausreichend detailliert beschrieben, was:

  • ihre Erkennungsmerkmale,
  • ihre natürliche Verbreitung,
  • ihre Ansprüche an
    • Boden,
    • Temperatur
    • und Niederschläge,
  • ihre Vermehrung,
  • auftretende Krankheiten
  • und ihre Verwertung betrifft.

Bei den einzelnen Sortenvorstellungen ist auch immer vermerkt, wenn sie für den kommerziellen Anbau geeignet ist.

Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten
Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten

Als Bestimmungsbuch ist diese Publikation allerdings eher weniger geeignet. Sicher kann ein geübter Botaniker oder jemand, mit hinreichendem Interesse an Obstpflanzen dieses Buch dazu benutzen – es ist aber nicht seine Grundintention. Auch die Verwertung einzelner Pflanzenteile (meistens Früchte, aber Blätter und Triebe sind auch möglich) wird erwähnt, ebenso wie der Anteil an Inhaltsstoffen (Vitamine, Säuren, Mineralien etc.) und die Nutzung in der Volksmedizin wird angerissen, allerdings handelt es sich nicht um Rezepte im klassischen Sinn. Wer daran interessiert ist, muss sich ergänzende Literatur zulegen.

Wer jetzt mit dieser oder jener Obstart als Verschönerung seines Kleingarten liebäugelt: nicht alles, was hier vorgestellt wird, ist auch für den Hausgarten geeignet. Das betrifft in vielen Fällen gar nicht mal so sehr die Winterhärte der Pflanzen sondern ihren enormen Platzbedarf und ihre Wuchskraft. Schlehen, Weißdorn oder Sanddorn gehören zum Beispiel in eine natürliche Freilandhecke und nicht in einen Garten. Selbst bei großen Bauernhöfen muss man sich bewusst sein, dass einige der hier vorgestellten Gattungen typische Zwischenwirte für Obstschädigende Krankheiten wie Feuerbrand oder Säulenrost sind, also nicht in die Nähe zu Apfelbäumen, Birnen oder Pflaumen gepflanzt werden sollten. Auch diese potentiellen Gefahrenherde werden klar im Buch benannt.
Wer Wildobst speziell für den Hausgarten sucht, der Autor hat explizit zu diesem Thema bereits ein Buch veröffentlicht.

Ich lese dieses Buch als ein Plädoyer für die selten gewordenen Obstpflanzen und das Wildobst unserer Großeltern und Anregung, was man sich anstelle der x-ten Zierpflanze aus dem Gartencenter noch gönnen könnte. Viele der hier vorgestellten Wildobstarten sind in großen Teilen Deutschlands (was Österreich betrifft, kann ich nicht sagen) nämlich im Verschwinden begriffen. Dabei spielen sie als Bienenweide und Vogelbrut- und Nährgeholz eine herausragende Rolle im Ökosystem. Den Blick dafür gilt es zu schärfen und das macht diese Enzyklopädie ganz hervorragend. Man merkt es sofort, hier schreibt ein Fachmann. Und er schreibt so, dass man es versteht und gerne liest. Die Sprache ist unaufgeregt, nüchtern aber nicht trocken und dennoch wissenschaftlich korrekt. Die vielen Abbildungen vermitteln einen bildhaften Eindruck, sind aber (was dem Format des Buches geschuldet ist) oft zu klein.

Fazit

Dieses Buch ist für Freunde heimischer und importierter Wildobst- und seltener Obstarten, die sich über das Angebot informieren und mehr über seltene Sorten informieren wollen. Pflanzencharakteristika, Ansprüche, Verwendungsmöglichkeiten und Anbauvorschläge werden mitgeliefert.  Die Pflanzenarten sind klar beschrieben, es macht Spaß einfach mal durchzublättern und zu schmökern. Aufmachung und Druck sind gut, nur beim Preis würde ich sagen, dass er 10 Euro günstiger sein könnte. Als Zielgruppe sehe ich Gärtner, die sich für das etwas „andere“ und „besondere“ Obst interessieren oder allgemein Naturliebhaber sind. Auch als Geschenk sehr gut geeignet.

Erhältlich ist das Buch bei Amazon: Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten oder über den Leopold Stocker Verlag.

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