Marita Protte gründete 2001 im oberbayrischen Trostberg einen Rosengarten, in dem alte, längst vergessene Rosensorten ein Refugium finden und für die Nachwelt bewahrt werden. Mittlerweile hat dieser Garten eine gewisse Bekanntheit erlangt und Frau Protte sich einen „Namen“ in der Szene gemacht. Sie arbeitet unter anderem mit dem Rosarium Sangerhausen – der weltweit größten Rosensammlung – zusammen und tauscht über ein Netzwerk Sämlinge aus. In dieser Buchveröffentlichung möchte sie zum Erkennen, Sammeln und Vermehren alter Rosensorten anregen. Wir werden gleich sehen, wie ihr das gelungen ist.
Das Buch kommt in seinem Aufbau recht konservativ daher. Geschichte und Entwicklung der Rosen, warum Rosen sammeln, Vorstellung der wichtigsten Rosengattungen und Sammeln und Vermehrung der Rosen.
Ich schreibe es hier mal ganz ehrlich: mit dem Buch bin ich nicht ganz glücklich. Seine Autorin mag eine Kennerin mit großem Engagement sein, aber in meinem Kopf hat es keine Kerze entzündet, wie ich das Thema Rosen sammeln angehen soll. Wie man Stecklingsvermehrung bei Rosen betreibt oder Wurzelausläufer auspflanzt, hätte ich sicher auch in einem anderen Gartenhandbuch erfahren – wie man aber genau bei der Bestimmung unbekannter, alter Rosensorten vorgeht, welche Kataloge oder Veröffentlichungen man heranzieht – also all das, wo dieses Buch seine Nische finden könnte – das erfährt der Leser hier nicht. Welche Ansprüche stellen vor allem alte Rosen, die nicht wie die heutigen ADR Züchtungen auf Gesundheit bei gleichzeitiger Blühfreude usw. optimiert sind? Welche Probleme sind zu erwarten und wie begegnet man ihnen? Welchen Platzbedarf muss man überhaupt einplanen und gibt es andere Möglichkeiten, sich zu beteiligen?
Die eingestreuten Stories („Fundrosengeschichten“) zu manchen Rosenfunden sind interessant und einfühlsam geschrieben, bringen mich aber nicht weiter. Sie mögen zwar das Engagement und die Erfahrungen der Verfasserin aufzeigen, aber das ist nicht das, was man sich unter dem Buchtitel vorstellt. Mir ist das Buch insgesamt inhaltlich und mit seinen 144 Seiten auch umfänglich zu dünn. Die verschiedenen Abstammungs- und Einkreuzungstheorien der Ur-Rosen sind dann doch eher akademischer Natur und tangieren das Arbeitsfeld des Rosensammlers nur am Rande.
Recht gut gelungen sind die Beschreibungen der alten Rosenklassen mit den Erkennungsmerkmalen und den anschaulichen Photographien. Die Photos sind eigentlich immer gut ausgewählt, aber recht häufig nicht optimal ausgeleuchtet. Ich verstehe das, außer bei Publikations-Schwergewichten muss jeder Autor seine Medien selbst beisteuern und kann nicht immer auf einen vom Verlag gestellten Profiphotographen hoffen. Aber ärgerlich ist es dann schon.
Aufmachung, Gestaltung und Druckqualität sind wie vom blv Verlag gewohnt sehr gut, die Literaturhinweise bergen hoffentlich das Ein oder Andere Schmankerl und die Adressen weiterer Rosengärten werden von mir mit meinen Reiseplänen abgeglichen.
Fazit zu Rosen sammeln
Ein vom Titel her ambitioniertes Buch, das in meinen Augen seine in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen kann. Es liest sich gut, da die Autorin eine flüssige „Schreibe“ hat und aufgrund ihres biologischen Hintergrundes auch eine Kennerschaft vermittelt. Allerdings fehlen mir hier Anleitungen und How-to’s, wohingegen der fachliche Anteil des Überblickswissens zu umfangreich ausgefallen ist. ich stelle fest, dass ich nach der Lektüre dieselben oder noch mehr Fragen zum behandelten Thema habe. Die guten Photos, die Gattungsbeschreibungen und die liebevoll eingestreuten Geschichten mögen den ein oder anderen zum Kauf verleiten. Daher als Kaufempfehlung ein klares Jein.
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