Ich habe schon bessere frühe Märztage erlebt. Okay, okay – das kann auch immer nur Glück gewesen sein, denn eigentlich befinden wir uns da immer noch im Winter. Obwohl sich das Wetter eher ungemütlich und stark wechselhaft zeigte (Sonne, Wolken und Graupelschauer im Wechsel), hat es mich in den Garten gezogen. Es war nämlich gar nicht so schlecht für den Obstbaumschnitt.
Theoretisch kann man einen Obstbaum zu jeder Zeit schneiden, allerdings macht das nicht zu jeder Zeit auch Sinn. Der ausgehende Winter hat sich insofern als guter Zeitpunkt herausgestellt, weil die Bäume da noch in der Saftruhe sind und man durch das fehlende Blattwerk einen guten Blick auf die Struktur und die Zweige hat. Man kann viel besser erkennen, welcher Ast eventuell weg muss und welcher bleiben kann. Das Schneiden an sich wäre bei einem Obstbaum auch nur nötig, wenn der Baum einen Fehlwuchs oder unerwünschten Wuchs sowie Anzeichen einer Krankheit zeigt. Die ganze Schnittakrobat einer größeren Ernte wegen oder weil man größere Früchte haben will, die ist doch eher was für Streber.
Ich musste hier Hand anlegen, weil die beiden Apfelbäume damals zu eng aneinander gepflanzt wurden und zumindest der Kaiser-Wilhelm sehr wuchsfreudig ist und den angrenzen Beeten Licht wegnimmt. Zudem wachsen die äußeren Triebe auf der einen Seite in den Flieder des Nachbargartens. Andere Triebe sind mittlerweile so hoch gewachsen, dass ich sie selbst mit einem Apfelernter nicht mehr erreiche. Ich will Äste und vor allem Blätter schön im unteren Bereich halten, damit ich in der Hängematte schön beschattet werde!
Also Astschere und Säge frei und mich auf den Baum geschwungen. Ich kann euch nur raten, achtet auf einen sicheren Tritt und Halt, darauf dass ihr alle Geräte und Werkzeuge gleich bei euch habt und auf wirklich gutes und scharfes Werkzeug. Wenn ihr mit einer stumpfen Astschere die Ränder aufreißt und alles zerfasert – ihr müsst derart nachkorrigieren, dass ihr nur am Fluchen seid!
Man hat früher gesagt, jede Schnittwunde die größer als ein 5 DM Stück ist, muss mit Balsam wundversiegelt werden (ich empfehle den Naturen Bio Wundbalsam – 350 g). Ein bisschen halte ich mich auch an diese Faustregel. Den Schnitt setzt ihr ohnehin dicht an den abgehenden Stamm bzw. größeren Ast, dann wird der Rand noch einmal mit einem Gärtnermesser (ich setze hier Okuliermesser ein) nachgeschnitten und dann kommt der Wundbalsam drauf. An Wundbalsam scheiden sich heutzutage die Gartengeister. Manche meinen, es wäre das Nonplusultra, während andere das Zeug komplett ablehnen, weil dies nur Pilze und Fäulnis bewirke. Nun ja. Ich gehe da den Mittelweg und versiegel nur die Ränder.
Der Bio-Balsam, den ich verwende, ist zu Beginn Schokoladenbraun und ganz gut zu verstreichen. Wenn er dann trocknet und härter wird, nimmt er eine an weißes Kerzenwachs erinnernde Färbung an.
Das Schnittgut muss man nicht unnötig entsorgen, sondern kann es noch anderweitig nutzen. Die großen Äste und das kleinere Reisig trockne ich und verwende es dann als Grillanzünder. Die schönsten Triebe kann man sich zuhause in eine Vase mit warmen Wasser stellen und mit etwas Glück erfreuen sie einen blühend genau zu den Ostertagen.
Was noch?
Die Blüte der Winterlinge haben wir so gut wie verpasst. Schneeglöckchen gibt es noch und hier und da ein paar Kissenprimeln. Die Krokusse bereiten sich auf den zweiten Versuch vor. Traubenhyazinthen stecken ihre Blütenköpfe raus und auch andere Frühblüher regen sich.