Ich denke desöfteren darüber nach, weshalb man einen Garten hat bzw. bewirtschaftet. Meistens dann, wenn ich die lieben Kollegen und Nachbarn beobachte. Jeder Garten ist ja etwas anders. Im Aussehen allemal und in der Nutzung auch.
Wenn ich von einem „Garten“ rede, meine ich nicht das das Eigenheim umgebende Stück Land, das (wie originell) mit Rasen belegt ist. Ich meine schon so einen richtigen Garten, in dem verschiedenen Pflanzen zu einem bestimmten Zweck geplant arrangiert wurden und der permanent gepflegt und bewirtschaftet wird.
Also, was ist bei meinen Überlegungen herausgekommen?
1. Man liebt das Gärtnern und die Natur
Das ist quasi der Garten als Selbstzweck. Säen/Pflanzen, Pflegen, Ernten. Unkraut und Schädlinge bekämpfen, Umgraben, Bäume beschneiden, sich daran erfreuen wie alles wächst und blüht.
2. Die Erzeugung eigenen Obst und Gemüses
Es gibt Leute, deren Garten und zur Verfügung stehende Zeit sind groß genug, um sich zum größten Teil aus dem eigenen Garten zu ernähren. Kartoffeln, Zucchini, Möhren, Zwiebeln, Bohnen, Obst und Beeren – man kann in der Tat eine Vielzahl von Lebensmitteln aus dem eigenen Garten beziehen. Beim Getreide/Mehl/Brot wird es zwar schwierig, aber die absolute Selbstversorgung wird heute ohnehin nicht mehr möglich sein.
3. Spiel- und Tobeparadies für Kinder/Familie
Hier tritt das eigentliche Gärtnern etwas zurück und macht dann Platz für Trampolinspringen, Grillen, Liegewiese, Baumhaus, Rutsche, Planschbecken und was es noch alles für Möglichkeiten der juvenilen Unterhaltung gibt. Die Gärten sind dann meistens relativ schlicht und einfach gehalten. Großer Rasenanteil.
4. Rückzugsort und Ort der Entspannung
Eine stressige Arbeit, womöglich ein Büroarbeitsplatz mit festgewachsenem Stuhl am Hintern – viele Leute wollen dies durch eine gärtnerische Betätigung ausgleichen. Oder dort Inspiration und Ideen finden. Wahlweise auch: einfach mal abschalten.
5. Bastelfreunde und Hobbyhandwerker
Nicht wenige Gärtner leben eigentlich ihre handwerklichen Neigungen und kreativen Energien im Garten aus. Die Laube ist natürlich selbstgezimmert und im Garten wimmelt es von selbst gebauten Springbrunnen, Miniteichen, Steinmauern, Kräuterspiralen und schnörkeligen Gewächshäusern. Es wird mehr gezimmert als beispielsweise Unkraut gejätet.
Aha – und ich?
Diese Kategorien hängen natürlich stark von der Art des Gartens ab, den man sein eigen nennt (gut, bei Pachtgärten ist das „eigen nennen“ so eine Sache). Bei einem Hausgarten sieht das anders aus als bei einer gepachteten Parzelle im Gartenverein und ein Gemeinschaftsgarten ist wieder etwas anderes. Aber die Motivationen lassen sich im allgemeinen recht schnell erkennen.
Selbst würde ich sagen, dass ich mich in den Gruppen 1, 2 und 4 wiederfinde, obwohl ich viele Sache nicht so streng sehe. Meine Möglichkeiten bei 2 sind begrenzt und mir ist klar, dass alle Früchte des Gartens nur ein kleiner netter Zusatz sind (9 von 10 Kartoffeln werde ich weiterhin kaufen müssen). Bei 1 lasse ich auch gern 5 gerade sein – mein Garten ist kein Hort der Perfektion. Nicht jedes Unkraut muss sofort ausgerissen werden. Allerdings bin ich auch kein Sklave meines Gartens. Wenn ich der Meinung bin, dass sich die selbst ausgesäten Ringelblumen an dieser Stelle nicht gut machen, fliegen sie eben raus.
Einige Vertreter sind mir unverständlich (dennoch akzeptiere ich sie) und die mit den kreischenden Kindern im Baumhaus gehen mir auf die Nerven. Sorry, ist einfach so.
Was ich auch nicht mag, ist diese übertriebene Vereinsmeierei. Klar, es muss auch Regeln geben – aber es muss doch niemand bei mir durch den Garten laufen und meine Gemüsebeete ausmessen oder darüber bestimmen, wie ein Garten auszusehen hat. Zumal es, wie es dieser Artikel ja aufzeigen soll, verschiedene Ideen und Konzepte gibt, wie ein Garten angelegt oder genutzt werden kann.