Heute beschäftige ich mich mit dem Komposthaufen und erkläre, welche Rolle er in Eurem Garten spielt und was man beachten muss.
Der Komposthaufen – der Motor, der Euren Garten am Laufen hält
Wenn man den Garten als einen lebenden Organismus betrachtet, dann ist der Komposthaufen der Herz-Lungen-Komplex. Oder noch besser: auf dem Raumschiff Enterprise wäre der Komposthaufen sowas wie der Warp-Kern, der die Enterprise mit der nötigen Energie versorgt, um beispielsweise weit entfernte Sternensysteme zu erreichen.
Ein Garten ohne Komposthaufen ist nur eine eingezäunte, begrünte Fläche.
Ein Garten ist ja nichts Statisches. Hier herrscht ein Stoff- und Energiekreislauf (zumindest sollte es so sein), dessen Katalysator der Kompost darstellt. Auch wenn viele Leute das als letzte Abfallsammelstelle betrachten – ein Kompost ist kein Friedhof, wo alles endet! Im Kreislauf von Werden und Vergehen ist es nur eine Zwischenstation. Aber eine sehr wichtige. Hier kann man in einem etwas längerem Rahmen die Phase kurz vor der Wiederauferstehung verfolgen.
Es ist also angebracht, diesem Herzstück der Anlage einen Großteil seiner Aufmerksamkeit zu widmen.
Was passiert in einem Komposthaufen?
Der Komposthaufen ist ein Wandler. Hier werden durch chemische Prozesse und unter Mithilfe von Bodenorganismen und Kleinstlebewesen abgestorbene Pflanzen in nährstoffeiche Humuserde umgewandelt. Diese Humuserde, oder den Kompost, kann man als Dünger wieder auf die Beete ausbringen, wo man ihn in Form von Grünschnitt oder Pflanzenabfall zuvor entnommen hat. Die Nährstoffe und die organische Masse, welche die Pflanzen daraus erzeugen, werden also wieder rückgeführt. Daher der Begriff Kreislauf. Bevor das passieren kann, muss aus Pflanzenmaterial Humus gemacht werden. Das funktioniert nur in einem Komposthaufen.
Nur hier gibt es das Zusammentreffen von Wärme, Sauerstoff, Wasser sowie den beteiligten Tieren, die es für diese Umwandlungsarbeit braucht.
Es gibt unterschiedliche Stadien einer Kompostierung, je nach Alter und Fortschritt des Prozesses.
Wie legt man einen Komposthaufen richtig an?
Früher war es einfach: da konnte man den Begriff „Haufen“ wörtlich nehmen. Der Kompost hatte die Form eines abgerundeten langgestreckten Walls oder eines Erdhügels (eben Haufen), der abgedeckt und von Zeit zu Zeit umgeschichtet werden musste. Von diesem Bild solltet Ihr Euch so langsam verabschieden.
Was benötige ich für einen Komposthaufen?
Heute gibt es praktische Kompostboxen aus Holz oder Kunststoff (auf welches Material man setzt, ist vom Ergebnis her egal) im Fachhandel zu kaufen. Je nach Geldbeutel sind die mal aufwendiger, mal einfacher gehalten. Mal größer, mal kleiner – je nach Situation im Garten. Wer ein findiger Handwerker ist und mit Holz umgehen kann, der baut sich so ein Gehege selbst.
Ich ziehe solche Boxen aus Bequemlichkeit und Platzmangel den althergebrachten Haufen vor. Allerdings ist das für das Gelingen nicht so wichtig. Es funktioniert auch mit der Methode aus Großvaters Zeiten.
Das Wichtigste ist jedoch immer:
- dass Sauerstoff an den Kompost kommt (Luftlöcher sind wegen der Tiere besser als Schlitze oder Öffnungen)
- dass überschüssiges Wasser abfließen kann
- dass Ihr den fertig gereiften Kompost einfach entnehmen könnt (z.B. abnehmbare Seitenklappe)
Im Handel gibt es auch sogenante Kompoststarter, Kompostbeschleuniger oder Mikrorganismen zu kaufen. Vor allem auf Anfänger und Ungeduldige zielen diese Segnungen des Gartenzubehörs ab. Ebenso greifen Gärtner, die einen inaktiven Komposthaufen reaktivieren müssen, gerne mal zu solchen Hilfsmitteln. Ich halte das für nett gemeinte Zusätze – gebraucht habe ich das aber noch nie. Schaden kann die Verwendung zwar nicht, aber sobald Ihr herausgefunden habt, mit welchen Tricks diese Mittel arbeiten, werdet Ihr feststellen, dass das alles schon im Garten vorhanden ist.
Wie finde ich den richtigen Standort?
Bei vielen Gärtnern erfolgt die Wahl des Kompoststandortes hauptsächlich nach ästhetischen Gesichtspunkten. Gäste sollen den Komposthaufen nicht sofort sehen, man hat Angst vor Geruchsbelästigung etc.
Ästhetik ist Ansichtssache, aber beim Geruch kann ich Euch beruhigen: ein richtig angelegter Komposthaufen stinkt nicht. Das ist wie mit frischem Fisch, der riecht auch nicht unangenehm nach Fisch oder Brackwasser, sondern nach gesunder Meeresluft und Salz.
Wichtig bei der Standortfrage ist:
- dass Ihr Platz zum Arbeit am Kompost habt (das kompostierbare Material muss oft kleingeschnitten werden.)
- dass Ihr mit einer Schubkarre rankommt (wenn der gereifte Humus abtransportiert werden soll)
- dass der Komposthaufen nicht austrocknet (extreme Sonneneinstrahlung, austrocknende Winde)
- dass er nicht zu kalt und schattig steht.
Verboten sind damit alle Extremstandorte wie volle Sonnen- oder eben Schattenlage. Ein halbschattiger, von Hecken oder Sträuchern umgebener Ort mit milder Feuchte ist ideal.
Der Kompost sollte seinen Platz nicht allzu oft wechseln. Haben sich die Kompostierungsprozesse erst einmal eingespielt, kann er Jahre an seinem Standort verbleiben. Diesen solltet Ihr also mit Bedacht wählen.
Der Komposthaufen braucht die Anbindung an den Erdboden!
Er wird also zwingend auf der nackten Erde errichtet. Betonierte, gepflasterte oder anderweitig versiegelte Flächen sind Tabu. Die Kleinstlebewesen, diese unersetzlichen Helfer des Gärtners, müssen problemlos in den Erdboden gelangen können, sofern ihre Arbeit erledigt ist oder sie vor extremen Wetterbedingungen (starker Frost im Winter, Hitze im Sommer) Schutz suchen.
Welche Materialien dürfen auf einen Kompost?
Der Kompost wandelt organisches Material in fruchtbare Humuserde um – anorganische Stoffe verbieten sich von selbst. Allenfalls können unbehandelte Pappen, Papier oder auch Taschentücher auf Zellstoffbasis beigegeben werden. Ansonsten alles rauf, was Garten und Küche an Abfällen (so langsam dürftet Ihr das Wort Abfälle durch Wertstoffe ersetzen) bieten.
- Baum- und Strauchschnitt
- Grasschnitt
- verblühte Pflanzen
- Unkraut (teilweise)
- Laubblätter
- Obstreste
- Verbrauchte Erde aus Anzuchttöpfen usw.
Einige Experten empfehlen, die verschiedenen Abfallarten vorzusortieren und vorzulagern, um sie dann in gezielten Lagen auf den Komposthaufen ausbringen zu können. Das wird aus Platz- und Organisationsgründen bei vielen nicht machbar sein. Wenn eben gerade die Hecke geschnitten wurde, fällt eben viel Heckenschnitt an. Da wartet es sich schlecht, bis auch der Bioeimer in der Küche aufgefüllt ist.
Was nicht auf den Kompost gehört
Bei den Unkräutern scheiden sich die Geister. Manche verbieten sich diese Pflanzen komplett auf ihrem Kompost und wieder einige achten darauf, dass die Blüte oder Samenbildung noch nicht erreicht ist. Und wieder andere vertrauen auf die Intensivrotte mit den 60-80 Grad Celsius heißen Temperaturen, bei denen kein Samenkorn oder Steckling überleben soll …
Definitiv nicht auf den Komposthaufen gehören kranke oder von Schädlingen befallene Pflanzenreste. Das gehört alles verbrannt. Der Komposthaufen soll schließlich nicht als Brut- und Verteilungsstätte für Krankheitserreger dienen.
Auch gekochte Speisereste sind problematisch. Sie ziehen Tiere wie Ratten, Vögel, Waschbären und Co. an.
Glas, bedrucktes Papier, Metall und Kunststoffe (Verpackungen, Tüten etc.) gehören hier natürlich auch nicht drauf. Holz oder Sägespäne ist wegen der langsamen Zersetzungsdauer ebenso ein Problemfall.
Wie wird was geschichtet?
Die erste Phase, die sogenannte Rotte, in einem Komposthaufen ist die intensivste. Hier wird das grobe Material in handliche Brocken zerlegt, bevor es durch eine ganz bestimmte Sorte von Mikroorganismen sowie Regenwürmern in Humus umgesetzt wird. Während dieses Prozesses kann die Temperatur im Haufen auf ca. 80 Grad Celsius ansteigen. Ihr seht daran, in einem Kompost wird gearbeitet! Es empfiehlt sich daher, den Kompostangestellten etwas unter die Arme zu greifen und das Material bereits in zerkleinertem Zustand auszubringen. Alsor ran mit der Gartenschere und alles ordentlich kleingeschnitten. Bei wem viel Material anfällt, der kann sich einen Häcksler oder Schredder zulegen. Aber Achtung, zu fein sollte das Material auch nicht geschichtet werden. Wie schon oben erklärt, müssen Wasser und Sauerstoff jederzeit im Haufen zirkulieren können. Wenn alles zu dicht gepresst wird, besteht die Gefahr, dass es durch Luft- und Wasserabschluss zu Fäulnis- und Gärvorgangen kommt. Das wollt Ihr nicht wirklich erleben, weil es dann in der Tat stinkt (Schwefelgase, Ammoniak, Buttersäuren, Methanverbindungen … ) und die Sorte von Lebewesen anzieht, die man im Komposthaufen nicht haben will bzw. gebrauchen kann.
Also immer feines Material mit etwas gröberem Material vermengen und locker schichten. Dazwischen auch immer etwas reife Komposterde, Stickstoffdünger in Form von Horn-, Blut- oder Knochenmehl sowie etwas Kalk (sparsam) einstreuen.
Die Stickstoffbeigaben sind als Appetitanreger für die Tiere gedacht. Wenn man den Haufen mit Brennesseljauche oder-brühe düngt, kann man auf die Hornmehle verzichten.
Wer keine Komposterde zur Verfügung hat, kann diese auch durch Schichten von Gesteins- oder Tonmehlen ersetzen. Diese speichern ebenso Wasser und Nährstoffe und binden zudem unangenehme Gerüche auf Ammoniakbasis (den gleichen Effekt macht man sich beim Ansetzen einer Brennesseljauche zunutze).
Wenn das Gesteinsmehl kalkhaltig ist, erspart man sich zudem die extra Portion Kalk.
Bei tierischem Mist bin ich vorsichtig. Man weiß nie, woher das Zeug wirklich stammt, ob die Tiere gesund sind, was sie an Arzneien erhalten usw.
Wenn das alles bekannt und gesichert wäre und die Einstreu aus Stroh besteht (Sägemehl -> Zersetzungsdauer usw.), gibt es keinen Grund, warum man nicht auch in kleinen Gaben tierischen Dung beigeben sollte.
Wann ist ein Kompost „fertig“ ?
Früher ließ man den Kompost etwa 2 Jahre reifen und setzte ihn in dieser Zeit mehrmals um. Heute rechnet man in etwa mit einem Jahr Reifedauer, wobei unter günstigen Bedingungen die ganze Sache auch mal nur 9 Monate dauert. Dann kann man z.B. die untere Seitenklappe öffnen (falls Ihr eine Kompostbox einsetzt) und die fertige Komposterde mit einer Schaufel entnehmen.
Im Falle eines Falles, dass Ihr den sogenannten Mulchkompost (der Zustand kurz nach der Intensivrotte) verwenden wollt, genügen ein paar Wochen.
Zu lange solltet Ihr die ausgereifte Komposterde aber nicht im Haufen belassen. Sagen wir mal so: er wird dadurch nicht besser. Die Humin-Ton-Komplexe, auf die der Gärtner eigentlich abzielt werden wieder in ihre rein mineralische Form umgewandelt, ausgewaschen, aufgebraucht – sind weg. So auf die Beete ausgebracht, hat das Material keinen düngenden oder Bodenverbessernden Effekt.
Ein eindeutiges Anzeichen ist der Rückzug der Regenwürmer. Dann befindet sich die Komposterde im optimalen Zustand.
Fazit und Ausblick
Ich habe Euch jetzt hiermit auf eine kleine Rundreise durch die Welt der Kompostierung mitgenommen und Euch erklärt, was und wozu ein Komposthaufen gut ist, worauf man bei der Anlage und der Befüllung achten soll und welche Prozesse sich im Innern abspielen. Natürlich konnte ich hier nicht in die Tiefe gehen und jeden chemischen Vorgang detailiert beschreiben – es ist also absichtlich auf einem gehobenen Erklärbärniveau.
Wenn Ihr weitere Anregungen oder Vorschläge habt, könnt Ihr gern die Kommentarfunktion benutzen.
Die richtige Verwendung von Komposterde im Garten ist wiederum ein Thema für sich, dass ich hier nicht auch noch ausbreiten möchte. Bei Zeit und Gelegenheit werde ich immer mal wieder Beiträge zu diesem Thema einstreuen, so dass ich Euch rate, die Abo-Funktion (Newsletter) dieser Webseite zu benutzen.