Garten Basics – Mascha Schacht

Für die Reihe „Gartenbücher rezensiert“ habe ich mir dieses Mal Mascha Schachts „Garten Basics. Gärtnern für Anfänger“ aus dem Gräfe und Unzer Verlag herausgesucht. Lest also hier meine Rezension.

Buchdetails

  • Titel: Garten Basics. Gärtnern für Anfänger
  • Autor: Mascha Schacht
  • Jahr: 2013
  • Verlag: Gräfe & Unzer
  • Seiten: 160
  • Preis: 16,99
  • ISBN: 978-3-8338-2907-9

Mascha Schacht legt hier ein Buch vor, das sich explizit an Gartenanfänger richtet.

Es ist zahlreich bebildert und enthält viele verständlich geschriebene Praxisanleitungen. Das zahlt sich aus: 2013 wurde es mit dem 2. Platz des Deutschen und Europäischen  Gartenbuchpreises in der Kategorie Bester Ratgeber ausgezeichnet.

Die Zielgruppe

Stadtmenschen, die sich mit dem Gedanken tragen, (nebenbei) einen Garten zu bewirtschaften oder ihren Balkon zu begrünen. Menschen, die aber nicht sicher sind, wie anzufangen und was zu tun ist.

Aufbau und Inhalt des Buches

Die Struktur des Buches richtet sich an den Jahreszeiten aus. Also gibt es übergeordnet die Kapitel Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In diesen Kapiteln wird dann jeweils nach dem immer selben Schema verfahren: Zu Beginn gibt es immer eine tabellarische Übersicht, was in den 3 Monaten gemacht werden muss und ansteht. Die Kategorien in der Tabelle sind:

  • Das macht besonders Spaß
  • Das ist schweisstreibend
  • Das kann man jetzt genießen
  • Bloß nicht vergessen
  • Das können Sie mit anderen teilen

Dann folgt (nicht immer) eine kurze Übersichtsbeschreibung, was den Garten in dieser Jahreszeit auszeichnet und welche Arbeiten anstehen oder welche Produkte geerntet werden können. Das wird dann auch leicht verständlich beschrieben, ohne dass jetzt allzu sehr in die Tiefe gegangen wird.
Es gibt für die Jahreszeit Pflanzenempfehlungen, die unter „Best of xyz“ laufen. Diese Porträts möchte ich besonders hervorheben. Die sind sehr gut gemacht und gestaltet. Kurz, knapp, mit den wichtigsten Informationen zu Pflanz-und Erntezeiten, Abstände im Beet und Wuchsgrößen. Dazu werden Sortenempfehlungen gemacht, die auf Nummer sicher gehen, das heisst es werden eher robuste und krankheitsresistente Sorten empfohlen, um den Junggärtnern eventuelle Mißerfolge zu ersparen.

Dazwischen werden Basteltips (Drainagen anlegen, Vogeltränken und Trittsteine selbst bauen, Anlage einer Holz-Kompostbox usw.) und sogar Kochrezepte eingestreut. Manchmal wirkt das ein wenig ungeordnet und zuviel, weil auch zeitgleich Rücksicht auf die Stadtgärtner und ihren Balkon genommen wird.

Der Teil über Pflanzengesundheit und Schädlinge wurde in den Anhang „verbannt“. Warum? Schutzmaßnahmen müssen teilweise schon beim Pflanzen oder Säen ergriffen werden (Schneckenzäune, Insektenvliese etc.)

Es gibt ein recht großes und kategorisiertes Verzeichnis von Quellen und Angeboten im Internet. Obwohl ich da gerne mal stöbere, sehe ich diesen Trend in einem analogen Medium eher skeptisch.

Was mir an diesem Buch gefällt

Es ist nicht überfrachtet und überfordert den Leser auch nicht. Keine 10.000 Sortenvorschläge zum Anbau, sondern strikte Reduktion auf die wichtigsten Pflanzenarten (im Buch immer unter der Rubrik „Best of …“ eingeordnet.) und Tätigkeiten. Effektiv und effizient.

Garten ohne Reue – wie ich das immer nenne. Kein Muss, kein Druck – dafür Spaß am Gärtnern. Nebenbei ein wenig ernten und sich gesund ernähren. Ich mag dogmatische Bücher nicht, die den Leuten genau vorschreiben, was sie tun müssten und gleich noch das entsprechende Mindset mit allen moralischen Keulen mitliefern. Schachts Buch ist erfreulicherweise frei davon.

Die Beschreibungen sind hervorragend mittels Bildstrecken illustriert. Was auf den einzelnen Bildern jeweils passiert, wird durch Sprechblasen über den abgebildeten Menschen zusätzlich erklärt. Allerdings hätte ich hier eine andere Schrifttype gewählt, weil sich dieser Schreibschrift-ähnliche Font schlecht liest.

Mit der im Buch verwendeten Sprache ist es eine zweischneidige Sache. Ich finde sie auf der einen Seite recht ansprechend und motivierend. So schreibt man für Anfänger und Menschen, um ihnen die Bedenken zu nehmen. Vergessen wir nicht: es ist ein Einsteigerbuch!
Auf der anderen Seite bin ich als ambitionierte Laie etwas zu befangen.

Schriftgröße, optische Gestaltung, Abstände, Abbildungen usw. sind gut gelungen. Auch das Format passt. Wenn man die Struktur des Buches verstanden hat, muss man gar nicht im Stichwortverzeichnis suchen, sondern findet durch schnelles Blättern die gewünschte Stelle.

Was mich an diesem Buch stört und verbessert werden könnte

Oft hat man den Eindruck, die Autorin stuft die Leser ihres Buches auf Grundschulniveau ein. Die Sprache ist schon recht lax und nicht selten wird ein nützlicher Hinweis einer saloppen Formulierung wegen geopfert. Etwas weniger Hipness und ein bisschen mehr Sachlichkeit, und ich vergebe die Höchstpunktzahl. Dass Schacht auch anders kann, zeigen ja die knackig formulierten Pflanzenporträts.
Die vielen grinsenden Leute auf den Photos hätten auch reduziert werden können. Alle sind mehr oder weniger jung, hip und gutaussehend. Bei den Bildern mit Kindern trieft es dann schon arg gewaltig.
Mir ist ja klar, dass sich jung und schön besser verkauft als alt und schmutzig, aber sehr viele Bilder wirken gestellt und geben ein verzerrtes Bild von der Gartenarbeit wieder. Als Beispiel: da pflanzen Leute ohne Handschuhe etwas ein und die Finger sehen aus wie frisch aus der Maniküre. Nirgendwo sieht man schmutzige Klamotten und es bearbeiten Leute bei strahlend blauem Himmel und knallender Sonne Beete/Felder ohne die geringsten Anzeichen eines Sonnenschutzes. Das ist fahrlässig.
Wie es aussieht, wenn eine Frau auf ihrem Balkon einen Blumenkasten wässert, hätte ich mir auch ohne Bildnachweis vorstellen können. Auf 160 Seiten hat man eben nicht viel Platz und Zeit, um seine Botschaft unter die Leute zu bringen. Da sollte bei jeder Abbildung nicht nur überlegt werden, ob sie für die Aussage wichtig ist sondern auch, ob auch das abgebildet ist, worum es überhaupt geht: Das Bild über die Anbindung eines neuen Obstbaumsetzlings beispielsweise – Man kann überhaupt nicht sehen, wie der Knoten gebunden wird, obwohl das bei dieser Tätigkeit das Entscheidende ist.

Obwohl sich mit den vielen Stadtbewohnern eine neue Zielgruppe erschliesst, nehmen die Anleitungen für Balkongärtner zuviel Platz weg. Ich würde diese Bereiche aus diesem Buch herauslösen und über eine separate Publikation nachdenken.
Andere Bereiche kommen dadurch nämlich zu kurz. Mit dem Wissen aus der einen Seite, die sich z.B. dem Obstgehölzschnitt widmet, würde ich keinen der Leser an meine Apfelbäume lassen!

Das Buch vermittelt öfter den Eindruck, als kann nichts schiefgehen und im Garten wachse alles wie von selbst zu einem grünen Dschungel heran. Ich möchte die Gesichter der Leute sehen, wenn sie das erste Mal eine Brennnesselbrühe ansetzen (vielleicht sogar auf dem Balkon) oder Mist ausbringen. Garten riecht, Garten ist dreckig und Gartenarbeit anstrengend. Das kommt mir bei Mascha Schacht etwas zu klinisch rüber.

Fazit

Ich kann dieses Buch Gartenanfängern und Einsteigern uneingeschränkt empfehlen. Es bietet alles, was der Anfänger wissen muss – zum fairen Preis.
Der Novize wird von Mascha Schacht sachkundig an die Hand genommen und behutsam durch das Gartenjahr geführt. Wenn man sich an die Tips und Ratschläge hält, gelingt auf jeden Fall zumindest etwas.
Aufmachung und Strukturierung verdienen ein großes Lob. So geht moderne Wissensvermittlung.
Wer dann tiefer in die Materie einsteigen möchte, wird weitere (Spezial)Bücher benötigen. Solche werde ich hier auch noch rezensieren.

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