Spätherbst im Garten

Oder auch: Von der beruhigenden Wirkung des Umgrabens.

Um ganz ehrlich zu sein: ich mag den Spätherbst nicht sonderlich. Warmer September, milder Oktober – schön und gut. Aber schon der beginnende November (wenn auch schon auf die Winterzeit umgestellt wurde) macht mir arg zu schaffen. Alles grau in grau und feucht dazu. Die kurzen Tage. Da hilft es auch nicht viel, wenn sich der November bis jetzt recht anständig benommen hat.

Aber wenn noch goldener Oktober herrscht, eventuell Altweibersommer … dann kann man auch dem Geschehen im Garten noch so einiges abgewinnen.
Mit großer Verzückung stelle ich fest, dass die Ringelblumen unermüdlich weiterblühen, die Herbstastern sowieso und hier und da sogar eine Rose. Das tiefstehende Licht der Sonne legt über alles noch einmal einen Weichzeichner. Aus dem Violett der Asternblüten schälen sich dunkelrote Schatten heraus und das Orange der Ringelblumen leuchtet noch satter als ohnehin. Im Gegenlicht der Sonne tanzen Mücken auf und ab. Während die Obstbäume bereits in ihrem kahlastigen Winterkleid dastehen, flirren die letzten Blätter der großen Birke am Hauptweg  durch den Wind bewegt. Das letzte Licht des Tages wird von ihnen in goldenen Lichtblitzen reflektiert, als wären sie mit zartem Blattgold überzogen.
Ansonsten wird man durch nichts mehr in seiner Ruhe gestört. Die meisten Gärtnerkollegen haben die Saison abgeschlossen und den Garten winterfest gemacht.
Dadurch, dass meine Freundin den Garten erst so spät übernommen hat, sind wir mit den groben Arbeiten etwas im Verzug. Ich musste beispielsweise noch ein Beet umgraben.

Aus Erfahrung (auch durch meine selbständige Tätigkeit im Webdesign) weiß ich, dass alles schwerer und mühsamer zu erledigen ist, wenn man nicht das richtige Werkzeug einsetzt. Jedes Sparen bei der Qualität von Gartengeräten (und auch Pflanzen etc.) ist an der falschen Stelle gespart. Ihr werdet überrascht sein, wieviel Spaß die Arbeit gleich macht, wenn man das beste Werkzeug dafür nimmt.
Am stärksten würde ich bei einem Neukauf auf ergonomische Aspekte achten. Ist es unterdimensioniert? Schlecht konstruiert? Muss ich deswegen bei dem Werkzeug v iel Kraft aufwenden? Liegt es gut in der Hand? Bei größeren Werkzeugen (z.B. mit Stiel): Ist es meiner Körpergröße/Armlänge angepasst? Oder muss ich mich viel Bücken?

Umgraben

Jedenfalls werde ich zu einem Neukauf beim Spaten drängen müssen. Das aktuelle entstammt noch der Verkaufsmasse und hat seine besten Jahre weit hinter sich gelassen. Da aber nichts anderes vorhanden war, musste es eben damit gehen.
Eigentlich wollte ich ganz gewitzt umgraben. Nicht einfach nur einstechen, herausheben und umgedreht zurückplumpsen lassen; nein, so richtig mit doppelter Spatentiefe und auch noch querversetzt. Die hohe Schule eben. Nachdem ich aber schon bei 20 Zentimetern auf das Basisgestein gestossen bin und der Boden zudem sehr schwer ist, hat mich die 0815 Lösung überzeugt.
Umgraben ist eine der anstrengenden Tätigkeiten, die ich trotzdem gern erledige. Nirgendwo anders sieht man die Früchte seiner Arbeit so deutlich vor sich liegen. Und das auch noch sofort. Der Schweiß rinnt mir von den Armen über die klatschnassen Hände den Spatenschaft hinab. Selbst von meinem Kopf tropft es hin und wieder auf den Boden, wenn ich mich mal zur Pause auf den Spatengriff lehne und einen Blick auf den Garten werfe.  Aber das macht mir nichts aus. Später kann ich unter die Dusche steigen und die Kleider wechseln. Die Sonne sinkt tiefer und überall kriechen die dunklen Farbschatten aus den Pflanzen. Die verwelkten Triebe der Fetten Henne leuchten noch in ihrem verwaschenen Gelb. Die Himbeeren am Zaun sind noch fast vollständig belaubt. Die verschiedenfarbigen Blattseiten bringen noch einmal etwas Abwechslung.
Außerdemberuhigt das Umgraben. Zumindest mich. Zwar nicht in dem Maße, dass alle Gedanken, Sorgen und Nöte von einem abfallen, aber sie werden dadurch etwas gedämpft. Man wünscht sich, dass man immer umgraben könnte. Dass das ausreichen würde, um sein Geld für den Unterhalt zu verdienen. Ein schöner Traum.

The final cut

Viele Gehölze sind mir zu groß gewachsen. Zu stark ausgetrieben. Dazu zählt beispielsweise der Flieder hinter der Gartenlaube. Also die große Astschere von den Nachbarn geborgt und ran ans Werk. Aus dem bischen Ausschneiden ist eine Radikalkur geworden. Das Schnittgut haben wir zerkleinert, soweit es ging. Dummerweise ist der Kompostbehälter bis obenhin gefüllt. Also wird das Zeug getrocknet und irgendwann verfeuert. Das heisst aber auch, dass eine Feuerschale angeschafft werden muss. So ein Garten frisst dann doch noch Geld …

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