Wir hatten im ersten Julidrittel ein paar ganz angenehme Tage. Temperaturen knapp um die 20 Grad und auch immer mal wieder eine Wolkenbedeckung, die die gnadenlose Sonneneinstrahlung minderte. Das ist natürlich nun auch wieder Geschichte, seitdem wir Hitzerekorde knacken. Und bitte, man komme mir nicht mit diesen „ist halt Sommer“ Sprüchen und dass die „Alten“ von solchen Sommern erzählt hätten. 38 Grad Celsius sind für Gärtner und die meisten Obst- und Gemüsesorten in unseren Breiten einfach nicht zuträglich.
Die Hitze ist das Eine. Was aber wirklich durchschlägt ist diese andauernde Trockenheit im Garten. Gießen tue ich nur noch das Allernötigste. Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen und Rote Bete bekommen regelmäßig einen Schwapp Wasser. Blumen und Rasen sind zum Haushalten gezwungen. ich selbst hänge ja im Garten zwischen den Seilen und bedarf eigentlich einer Dauer-Wässerung. Mineralwasser und Eiskaffee reichen mir da aber völlig aus. Dazu Melone oder gekühlte Tomatensuppe.
Johannisbeeren sind viel verrieselt, die im letzten Herbst umgesetzten Hochstämmchen fast alle vertrocknet (?). Ich sollte mal auf Wurzelschäden durch Wühlmäuse prüfen, denn noch im Frühling sah alles hervorragend aus. Sonst war ich aber mit der Ernte recht zufrieden. Der eine Stachelbeerstrauch hängt noch voll, während die zweite Stachelbeere eingegangen ist und irgendwann ersetzt wird.
Die Kartoffeln beginnen Blüten anzusetzen. Sie entwickeln sich auch so ganz gut, würden ihre Blätter nicht von Nacktschnecken weggefressen werden. Der Kampf gegen diese gefräßigen Viecher ist aussichtslos. Ich muss mir überlegen, ob ich nochmal neue Schneckenkragen kaufe – die sind ja nicht für alle Pflanzen geeignet und darüber hinaus relativ teuer. Am Ende hilft vielleicht wirklich nur Schneckenkorn. Auf jeden Fall ist der Besatz durch im Boden vergessene oder übersehene Kartoffelpflanzen auf den Beeten größer als von den regulär gepflanzten. Ich konnte mich aber nicht dazu durchringen, den Pflanzplan auf den Beeten 1:1 umzusetzen, also sind die wild gekommenen Erdäpfel an ihrem Platz verblieben.
Auch die Stangenbohnen wollen blühen und vor allem weiter hinaus wachsen. Ich habe ihnen aber schon die längsten Stangen in meinem Bestand spendiert, nun versuche ich sie horizontal mittels zwischen den Stangen gespannten Schnüren abzuleiten. Ich bin gespannt, was die Sorte Quedlinburger Speck blütentechnisch und geschmacklich zu bieten hat. Leider haben sich von 4 Horsten durch Schneckenattacken nur 2 vollständig entwickelt.
Die Rosen sind spät gekommen, waren aber okay. Vor allem Lady of Shalott hat sich vorbildlich abgemüht. Sie steht ja in einem Kübel und sollte einst als mobiler Sichtschutz dienen. Nun, das mit dem Sichtschutz ist aufgrund ihres zurückhaltenden Wachstums noch nichts geworden, aber geblüht hat sie. Und wie! Zeitweise ließen sich 5 Blütenköpfe gleichzeitig ausmachen. Schöne Farbe, schöne Form, betörender Duft – tolle Rose. Danke David Austin.
Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ihr die Standortveränderung zu mehr Sonne gut getan hat – 100% optimal ist das noch nicht. Ich habe jedenfalls bei allen Rosen die abgeblühten Triebe weggeschnitten und warte darauf, dass sie eventuell remontierend sind.
Ein absoluter Star, der es dieses Jahr gar nicht in den Kleingarten geschafft hat, sind die Tomaten. Nach zum Teil traumatischen Erfahrungen in den Jahren zuvor, stehen diese Saison nur 4 Tomaten in ihren Maurereimern hier im Innenhof des Wohnhauses. Ob es an der Qualität der Jungpflanzen lag oder an der Schafwolle im Eimer – Wachstum und Fruchtansatz sind außergewöhnlich, wenn man bedenkt, dass es sich hier um Freilandtomaten handelt. Die kräftigsten Paradeiser stehen an einer Lebensbaumhecke im Schutze einer murkeligen Blautanne. Ob das ein Hinweis ist? Jetzt muss ich die zahlreichen und großen Früchte nur noch zur Reife bringen, bevor der Urlaub vor der Tür steht.
Die Apfelbäume machen es einem leicht. Kaiser Wilhelm trägt dieses Jahr wieder mal so gut wie gar nicht. Der kann also nichts vorzeitig abwerfen. Rewena hält sich erstaunlich zurück. Entweder ist der Besatz an Äpfeln nicht so groß oder die Trockenheit ist noch nicht zu seinem Bewusstsein durchgedrungen. Ein paar abgeworfene Notäpfel wurden schon auf dem Rasen gesichtet, aber bei weitem nicht so viel, wie wir das öfter schon erlebt hatten.
Beim Blühgemüse sieht es dann aber aus, wie es im Juli eben so aussieht. Die erste Rosenblüte ist durch und ob eine zweite Blüte folgt, ist ungewiss. Taglilien mochten dieses Jahr nicht so und die Zeit für Pfingstrosen und Bartiris ist vorbei. Die Hosta, die die Rolle des Platzhalters ausfüllen könnten, sind stark schneckengeschädigt. Also ist es im Garten zur Zeit grün, mit orangenen Einsprengseln – denn noch immer lasse ich die Ringelblumen (calendula) durch die Beete wandern. Die schwebenden Blütenstände der Verbenen hätte ich fast unterschlagen. Eigentlich mal als einjährigen Blühspaß für den Garten erworben, sind sie jetzt das 4. Mal in Folge wieder am Start. Die lilafarbenen Blütchen werden ebenso gern von Schmetterlingen und Wildbienen besucht, wie der violette Lavendel.
Was auch vorbei ist, ist die Fliederblüte. Statt mühselig die abgeblühten Triebe einzeln abzuschneiden, wende ich eine Radikalkur an und entferne ganze Äste. Das ist aber keine Faulheit bzw. Bequemlichkeit, denn die zu entfernenden Äste wachsen über das Dach des Nachbargartens hinaus und verstopfen mit ihren Blättern die Regenrinnen. Die müssen also weg, bevor sie noch größere Probleme machen. Bei der Gelegenheit bin ich immer aufs Neue froh, damals die Tajima G-Saw 240 Baumsäge gekauft zu haben. Wenn man bedenkt, was ich in all den Jahren damit schon gesägt und zerkleinert habe. Und sie ist immer noch rattenscharf und frißt sich selbst durch Oberschenkeldicke Stämme und Äste. Gut, das kommt jetzt auf den Oberschenkel an. Auch wenn Silky, Fiskars und Hardtwerk hervorragende Klappsägen im Angebot haben, solange das Sägen mit der Tajima G-Saw solchen Spaß macht und funktioniert, werde ich keinen neuen Kauf tätigen. Für rund 25 Euro erhalte ich ich auch nichts Gleichwertiges (abgsehen von Fiskars, aber da ist hinter „gleichwertig“ ein Fragezeichen zu setzen.)
Es ist eben nur wichtig, auf gutes Gartengerät und Werkzeug hinzuweisen. Damit geht die Arbeit leichter von der Hand und macht Spaß.
Erholung ist im Garten derzeit eher schlecht zu finden, auch wenn das eine der Hauptfunktionen eines Schrebergartens sein sollte. Es ist einfach zu warm und belastend für den Kreislauf. Ja schade eigentlich. Letztens musste ich gegen Mittag in den Garten flüchten und dort mein „Büro“ einrichten, weil die Straßenbauarbeiter bei uns ein Stromkabel getroffen haben. Also Sonnensegel aufgespannt und über das Handy ins Internet. Es ging so einigermaßen, zumindest besser als gar nichts zu tun. Aber eine Dauerlösung oder Alternative zum heimischen Büro ist das dann doch nicht. Durch den Lärm der angrenzenden Bundesstraße und das viele Sonnenlicht leidet einfach die Konzentration. Das Gerede vom digitalen Nomaden, der in seiner Prenzelberger Chai Latte Bar sitzt und dort bei der vierten Bionade auf seinem Notebook herumhämmert ist auch eher dem feuchten Traum irgendwelcher Möchtegern Influencer entsprungen.